János Eifert - Photographer

Tihomir Ignatov: Die Welt des János Eifert – Public Republic, 2009. augusztus 24.

Public-Republic-Szófia

Artist of the Week – János Eifert

24 August, 2009 von Dessislava · Keine Kommentare

Die Welt des János Eifert

Interview von Tihomir Ignatov mit János Eifert

Übersetzung aus dem Bulgarischen: Dessislava Georgieva

 Was bedeutet Fotografie für Sie, Herr Eifert?

Wir alle wurden geboren, um in einer vergänglichen Welt zu leben. Die Zeit fließt mit uns dahin wie ein Fluss, der seinerseits zum gegenüberliegenden Ufer fließt, und nur wenige von uns sind in der Lage, ihn aufzuhalten. Die Fotografie ist im 19. Jahrhundert entstanden, parallel zur Entwicklung des sozialen Lebens.

Damals haben viele Menschen gedacht, dass die schöngeistige Kunst bald ihr Ende erreichen würde. Ich meine die Malerei und die Bilder. Die Zeit hat gezeigt, dass die Malerei als künstlerisches Mittel nicht verschwunden ist.

Fotografie versiegelt die Zeit in einem Bild. Die Dokumentarfotografie beweist genau das. Ein Fotokünstler arbeitet oftmals mit einem Augenblick der Zeit, indem er ihm eine eigene Seele verleiht. Die Kamera ist nur ein gehorsamer Diener in den Händen des Fotografen.

 

Wie ist die Fotografie zu Ihrem Beruf geworden, und was war Ihre erste Begegnung?

Die Wahrheit ist, dass nicht ich sie ausgewählt habe. Eigentlich hat sie mich ausgesucht.

Lange Jahre war ich Profitänzer und befand mich auf einem wirklich hohen Level. Dann schenkte mir mein jüngerer Bruder einen Fotoapparat. Und was tut ein Mensch, wenn er einen Fotoapparat hat? Er beginnt zu fotografieren. So geschah die Magie zwischen mir und der Kamera.
Изложба на унгарския фотограф Янош Ейферт

Was unterscheidet diesen Beruf von allen anderen?

Sagen wir, die Möglichkeit des Betrachtens. Ich liebe es, die Welt und die Menschen um mich herum zu beobachten. In dieser Hinsicht ist die Fotografie ein sehr bequemes Mittel, um die Menschen zu betrachten und in ihre Einzelheiten einzudringen. Es ist komfortabel, die Welt durch das Objektiv zu mustern und ihre Geheimnisse zu entdecken.

Verleiht Ihnen die Fotografie ein Gefühl von Freiheit?

Ja, natürlich. Niemand sagt mir, wie ich denken, wohin ich schauen soll. Ich fotografiere einfach. Das ist einer der größten Vorteile dieses Berufs.

 

Kennen Sie bulgarische Fotografen und deren Werke?

Leider muss ich zugeben, dass ich keinen der bulgarischen Fotografen kenne. Aber ich würde mich sehr gerne mit ihnen vertraut machen und sie erforschen.

Gibt es ein Bild, das Sie gern erneut, besser aufnehmen würden?

Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich alle Fotos verändern.

Gibt es ein Thema, das Sie gern umsetzen möchten, aber wissen, dass das nicht möglich ist? Eine Art unerfüllter künstlerischer Traum.

Ja! Das Thema über die blinden Menschen. Das ist ein Projekt, an dem ich verstärkt arbeite. Wie es in der Welt der Blinden aussieht, wie sie leben, interessiert mich sehr. Dieses Projekt stellt eine große Herausforderung für mich dar.

Was denken Sie über die analoge und die digitale Fotografie?

Die Digitalfotografie ist ein neuartiges Mittel, das die traditionellen Verfahren der Fotografie ablöst. Hier wählt der Fotograf selbst die Mittel aus. Auch sind die Möglichkeiten viel größer.

 

Welche Bilder bevorzugen Sie: schwarzweiße oder farbige?

Wenn ich ehrlich sein soll, hätte ich der Schwarzweißfotografie noch vor ein paar Jahren völlig entsagt. Doch jetzt habe ich ihren Wert wiederentdeckt, so dass sie immer mehr Raum in meinen Fotografien einnimmt. Ich beschäftige mich mit der Psychologie der Farben. In meinen Farbaufnahmen sind nicht alle Farben gleich intensiv. Ich nutze gerne Kontraste, um die Botschaft des Bildes zu verstärken.

Wenn Sie heute Ihre letzte Aufnahme, Ihr letztes Foto machen müssten, wie würde es aussehen?

Es wäre eine Aufnahme meiner Mutter.

János Eifert wird am 8. Mai 1943 in Hódmezővásárhely, Ungarn, geboren. 1968 beginnt er, sich mit Fotografie zu beschäftigen, wobei er parallel im ungarischen Ensemble „Honvéd“ tanzt. Seit 1985 entwickelt er auch Tonbildschauen.

Im Jahr 1998 arbeitet er als künstlerischer Leiter der Ersten Nationalen Fotowoche Ungarns sowie als Gründer und Chefredakteur des ersten fotografischen Onlinemagazins.

Er hat bereits 150 eigenständige Ausstellungen hinter sich, hat an 650 gemeinschaftlichen Ausstellungen teilgenommen und wurde 168 Mal ausgezeichnet. Fotografiert hat er in 41 Ländern.

Die Kunst János Eiferts kann nicht einem einzigen Stil zugeordnet werden – sein Schaffen geht in viele Richtungen. Eifert ist eine vielseitige, sich ständig erneuernde, experimentierende Figur.

Fotos: Vasilena Georgieva
Multimedia: Nikolai Nikolov