János Eifert - Photographer

Walter Kühnelt: Aktphoto-Workshop in der Graphischen – Der Photograph 5/91

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Der Photograph 5/91 (18-19-o.)

Aktphoto-Workshop in der Graphischen

Walter Kühnelt

Die international bekann­ten Photokünstler Zseni Jung und Janos Eifert aus Budapest konnten – zwi­schen Terminen in Budapest, Mailand, Zürich und Berlin – für ein zweitägiges Workshop in Wien am 15. und 16. April mit der 4. Klasse der Fachschule für Photographie an der Graphi­schen gewonnen werden. Dieser Workshop wurde vom österrei­chischen Kulturservice finanziell unterstützt.

Zseni Jung und Janos Eifert – vielen Kollegen inzwischen be­stens bekannt – leiteten schon im November 1987 im Atelier 3 der Graphischen ein Aktphoto-Workshop.

Zseni Jung, in der Sowjetunion geboren (Mutter ungarische Emigrantin, Vater Deutscher aus Rußland). Der Vater wurde ver­bannt und man hat nie wieder etwas von ihm gehört. 1947 kam Zseni Jung mit ihrer Mutter nach Ungarn. Zseni Jung lernte Photo­graphie und arbeitete 25 Jahre in einem Photoatelier in Budapest. Schon damals errang sie viele Preise und Auszeichnungen. Schließlich arbeitete sie nur mehr selbständig. Sie begann mit natürlichem Licht zu Hause und in der Natur Akt zu photogra­phieren. Die Bekanntschaft mit dem Photokünstler Janos Eifert, dessen Frau sie wurde, beflügel­te ihre Arbeit und ihre Kreati­vität. Sie photographierte auch für Plattencovers, Kalender, Bücher, Zeitscrriften und Wer­bung. Zseni Jung zählt auf dem Gebiet der Aktphotographie si­cher zu den anerkanntesten Künstlern der Welt.

Janos Eifert, in Ungarn geboren, war von 1960 bis 1970 professio­neller Tänzer und trat in 20 Län­dern auf. Schon in dieser Zeit be­gann er zu photographieren und bildete sich als Autodidakt weiter. Es folgten professionelle Auftäge wie Reportagen und Buchillustra­tionen. Seine künstlerischen Bild­kollektionen, die auch ausge­zeichnete expressive Aktphoto­graphie enthalten, die die Sensibilität des Tänzers für Bewegung erkennen lassen, wurden in vie­len Ländern Europas und auch in den USA und Canada ausgestellt und vielfach ausgezeichnet.

Seit 1985 heschäftigt sich Janos Eifert mit der Produktion von Diaporamen und hat auf diesem Gebiet viele internationale Aus­zeichnungen errungen.

Herr Ing. Kühnelt, Lehrer der 4FF und Organisator, stellte die Künstler und auch Magda, das Modell aus Budapest, den Workshop-Teilnehmern im Fest­saal der Graphischen vor.

Dort fand zur Einleitung eine Vorführung von Diaporamen (Dia-Überblendprojelctionen mit Stereoton) statt, die Janos Eifert produziert hat. Janos Eifert, viel­fach ausgezeichnet, ist nun be­reits weltweit einer der erfolg­reichsten Diaporamaphotogra­phen. Das einstündige Programm umfaßte sieben Titel.

Aktphotographie ist der Schwer­punkt der beiden zuletzt vorge­führten Titel: „Ich stelle meine Frau vor” zeigt Lebenseinstellung und Arbeiten von Zseni Jung. Ihre lyrisch und dramatisch ge­stimmten Aktphotos und ihre sensiblen Landschaftsbilder bil­den den Hauptteil dieser Dia­poramas.

„Feuertanz” zeigt wieder aussch­ließlich Janos Eiferts Handschrift. Diese Diaschau zeigt freie Im­pressionen von bewegten Akt- und Feuerbildern mit der Ballett­musik „Der Liebeszauber” von Manuel de Falla.

Anschliefgend an dieses beein­druckende Ereignis zeigten Zseni Jung und Janos Eifert im Atelier 3 der Graphischen eine Kollektion ihrer Ausstellungsbilder, maleri­sche Landschaftsbilder und Akt­photos, alle schwarzweiß oder sepia getont. Die Schüler der 4FF und je ein Teilnehmer aus der 4KF (Kolleg Fotografie) und MSF (Meisterschule Fotografie) waren nicht nur von den Bildern beein­druckt, sondern zeigten eine be­merkenswerte Sensibilität für die Feinheiten der perfekten Ausar­beitung. „Unglaublich, was man aus Orwo-Film und Fortepapier herausholen kann!”

Im Anscltluß begann – mit Span­nung erwartet – der Praxisteil im Studio. Das Workshop war für zwei Tage geplant, damit auch wirklich jeder Teilnehmer Gele­genheit zum Photographieren hat. Viele hatten zuvor noch nie Akt photographiert.

Diese Schwelle zu nehmen, die Leichtigkeit der selbstverständli­chen Unbefangenheit, die auf dem Vertrauen Modell–Photo­graph basiert, die Konzentration auf Form und Licht, gelingt mit Zseni, Janos und Magda pro­blemlos.

Gestaltung mit Form und Licht wird bewußt gemacht: Läßt man den Körper langsam drehen, kann man die Wirkung der Be­leuchtung und die Überschnei­dungen der Formen und Kontu­ren in jeder Phase genau beob­achten. Aus verschiedenen Blickrichtungen erkennt man Formen, Linien, Kompositionen. Sparsam eingesetzte Requisiten, wie z. B. Stoffe, bilden weitere reizvolle Gestaltungselemente.

Am ersten Tag wurde nur auf hellem Hintergund und mit Ta­geslicht photographiert. Zseni Jung und Janos Eifert zeigten aber so viele Möglichkeiten auf, daß die Zeit volt ausgefüllt war. Einige Schüler bedauerten nur, daß sie die Anweisungen, die Zseni dem Modell auf ungarisch gab, nicht verstanden. Viele klei­ne Korrekturen brachten wesent­liche Verhesserungen der Bild­wirkung.

Am zweiten Tag lagen bereits ei­nige Schwarzweß- und Farbko­pien vor, die besprochen wurden und zeigten, wie schön Tageslicht im Atelier sein kann.

Vor schwarzem Hintergrund ent­standen an diesem Tag ganz be­sonders interessante Bewegungs­studien, die auch wieder die Stärke des Tageslichtes zeigten, da man problemlos mit der Be­lichtungszeit die Bewegungsun­schärfe und damit die Bildwir­kung steuern kann. An dieser Stelle möchten wir unserem Mo­dell Magda, die im Dauereinsatz mit ihrem Durchhaltevermögen, ihrer Professionalität, entschei­dend zum Gelingen der Aufnah­men beigetragen hat, herzlich danken.

Zum Abschluß des Workshops wurde auch Studioblitz einge­setzt, und einige Studenten konnten  selbständig mit dem Modell arbeiten. Bei dieser Gele­genheit wurde versucht, mit har­tem Gegenlicht und Streiflicht neue Gestaltungselemente einzu­bringen.

Abschließend kann man sagen, daß in diesem Workshop jeder Teilnehmer die Möglichkeit hat-te, sein Selbstverständnis zur gu­ten Aktphotogrtphie zu finden und daß Zseni Jung und Janos Eifert jene Grundlagen vermittel­ten, die die jungen Photogra­phen in der Folge befähigen, ei­gene Vorstellungen in die Praxis umzusetzen.

Vielen Dank an Zseni Jung, Janos Eifert und Magda Kocsis. Vielen Dank dem österreichi­schen Kulturservice für die Un­terstützung dieser Veranstaltung.

Photos: Kühnelt, Ebner, GLV